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Die »Zeitschrift für Heereskunde« Ausgabe 473![]() Juli/September 2019 - Auszüge -AUS DEM VORSTAND Liebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser, am 25. Mai 2019 fand in Rudolstadt/Thüringen die diesjährige Jahreshauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V. statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Neuwahl des gesamten Vorstandes. Bereits im Vorfeld hatten alle Vorstandsmitglieder ihre Bereitschaft bekräftigt, auch für eine neue Amtszeit zur Verfügung stehen zu wollen. Dieses einmütige Bekenntnis für unsere Gesellschaft und das einstimmige Votum unserer Mitglieder für den zur Wiederwahl angetretenen Vorstand erfüllt mich mit Stolz. Mehr als ein Grund, an dieser Stelle allen Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V. für das entgegengebrachte Vertrauen aufrichtig zu danken. Ihr Mandat ist aber auch ein Ansporn, uns weiterhin mit großem Engagement für die Gesellschaft einzusetzen und die Herausforderungen der Zeit zu meistern. Ein Verein lebt von seinen Mitgliedern. Ohne Mitglieder, kein Verein. Deshalb müssen alle Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung auf eine gelungene Repräsentation unserer Gesellschaft in der Öffentlichkeit hinauslaufen, die neben bisherigen Plattformen auch die sozialen Medien berücksichtigen. Ein weiteres Ziel ist es, sich künftig noch besser international zu vernetzen. So fand bereits 2018 eine erste Kontaktaufnahme zwischen der Zeitschrift für Heereskunde und ihrem russischen Pendant „Old Zeughaus. Militaria Magazin“ statt. Beide Organe sind sich darin einig, dass diese Kooperation primär der Inten sivierung des wissenschaftlichen Austausches dienen soll. Daneben bereiten beide Einrichtungen den 1. Internationalen Kongress für Uniformkunde in Brüssel vor, der im November 2019 stattfinden wird und zu dem sich bereits Vertreter der wichtigsten europäischen Militärmuseen angemeldet haben. Doch eins ist klar: Keiner von uns wird die künftigen Herausforderungen alleine bewältigen können. Lassen Sie uns deshalb gemeinsam in unseren jeweiligen Radius die Deutsche Gesellschaft für Heereskunde e.V. flott für die Zukunft machen. Dr. Frank Wernitz, Vorsitzender der Militärgeschichte Ulrich Herr, Dresden:
Dass von den regierenden Fürsten des deutschen Kaiserreichs die preußischen, sächsischen und württembergischen Könige sowie die Großherzöge von Hessen, Oldenburg sowie Sachsen-Weimar-Eisenach Chefs russischer Regimenter gewesen sind, dürfte bekannt sein. Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha hatte eine adäquate Stellung in der russischen Marine inne. Ausschlaggebend hierfür waren – mit Ausnahme der sächsischen Könige – in erster Linie die verwandtschaftlichen Beziehungen zum Zarenhaus und darauf beruhende ungeschriebene Gepflogenheiten, auch wenn darüber hinausgehend politische Intentionen vermutet werden können. D.h. die Verleihung einer Chefstelle kann man durchaus als Versuch interpretieren, nicht nur die Beziehungen zur Verwandtschaft im Allgemeinen zu pflegen, sondern auch in deren Funktion als deutsche Bundesfürsten. Zu diesem Kreis gehörte auch Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg (1826 – 1908), seit 1853 Regent des kleinsten der drei thüringischen Herzogtümer. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts handelte es sich bei der Ernennung zum Chef eines Truppenteils in Russland ebenso wie in den deutschen Staaten um eine durch den obersten Kriegsherrn verliehene Ehrenstellung, die teilweise bei Angehörigen von Fürstenhäusern mit der Verleihung des Namenszuges auf den Epauletten bzw. Schulterklappen und der Beifügung des Namens zur Bezeichnung des Truppenteils verbunden war. Der Kontakt zwischen dem Truppenteil und seinem Chef war in der Regel formeller und ritualisierter Natur und erschöpfte sich in gegenseitigen schriftlichen Glückwünschen oder Geschenken zu Jubiläen bzw. besonderen Ereignissen sowie gelegentlichen Besuchen. Sowohl im deutschen als auch im russischen Militär war es außerdem üblich, dass der Chef die monatlichen Stärkemeldungen seines Truppenteils, die aktuelle Rangliste sowie Berichte über Versetzungen und Beförderungen erhielt. Die Intensität des Kontaktes war abhängig von den persönlichen Interessen des Chefs bzw. einer eventuell vorhandenen persönlichen Beziehung zu seinem Truppenteil, außerdem natürlich von der Entfernung zwischen dem Wohnsitz des Chefs und der Garnison. Je nach Vorliebe und Anlass trugen Chefs die betreffende Truppenuniform und ließen sich darin porträtieren. Handelte es sich bei dem Chef um einen Souverän, verlieh dieser zu bestimmten Anlässen an Angehörige des ihm zugeordneten Truppen teils nach Dienstgradgruppen abgestufte Ordensdekorationen. Als der Altenburger Herzog am 30. August 1873 zum Chef eines russischen Regiments ernannt wurde, waren die Beziehungen zwischen dem deutschen und dem russischen Kaiserreich noch intakt... Frank Langer, Sande:
Wolfgang Klepzig, Lünen:
...Kaiser Wilhelm II. wurde 25 Jahre lang, da er im Gebrauch der linken Hand durch eine Behinderung stark eingeschränkt war, durch Oberstallmeister Paul Plinzner, der reiterlich nicht unumstritten war, beritten gemacht. Er musste zwingend für den Kaiser Pferde für die verschiedensten Einsatzmöglichkeiten, Paraden, Exerzieren und die Jagden, so ausbilden, dass sie federleicht in der Hand standen, hierbei willig vorwärts gingen, aber auch in der Lage waren, den Kaiser mitzunehmen und auch dann, wenn es diesem gefiel sich in die Zügel zu lehnen. Gewöhnlich ließ der Kaiser die Pferde in einer selbstgewählten Haltung gehen. Um unter ihm den Anschluss der Hinterhand nicht zu verlieren, bedurften sie einer gefestigten Einstellung. Denn es konnte geschehen, dass der Kaiser mitunter ziemlich grob in die Zügel fasste. Nur durch dieses, auf die Behinderung abgestimmte, Ausbildungssystem konnten Zwischenfälle vermieden werden... Uwe Poblenz, Schwerin:
Einleitung Dem soll hier Abhilfe geschaffen werden. Während der Arbeit zum Buch „Die Freikorps Schill und Lützow im Kampf gegen Napoleon“ habe ich mich bereits mit Traugott Fritze beschäftigt. Allerdings braucht man dafür Zeit, die ich damals nicht hatte. Außerdem war im Buch nicht genug Platz um eine ausführliche Biographie zu bringen. Das soll nun hier nachgeholt werden. Persönliche Daten Uniformkunde Claus P. Stefanski, Bonn:
Der Verfasser stellt in Teil 2 seines Aufsatzes folgende Freiwilligenverbände vor: - Die Deutsche Freiwilligen-Kompanie Hankau (D.F.K.), Wolfgang Friedrich, Dresden:
Als Folge des Dreißigjährigen Krieges war das europäische Kräfteverhältnis wesentlich verändert. Frankreich und Schweden wurden zu Garanten des Friedens erklärt, Grund für diese, sich in die inneren Angelegenheiten des Reichs einzumischen und Gebiete im Westen und Osten einzuverleiben. Frankreich und Schweden rückten zu führenden Militärmächten in Europa auf, einen Rang den Schweden nach dem Nordischen Krieg aber wieder verlieren sollte. Die 1667 beginnenden Raubkriege König Ludwigs XIV. von Frankreich berührten Deutschland anfangs nicht, doch das sollte sich bald ändern. Dafür sorgte die sogenannte Reunionspolitik des französischen Königs und die in deren Zuge geführten Kriege, so der Pfälzische Erbfolgekrieg von 1688 bis 1690. Nach dem im Jahre 1700 erfolgten Tod des letzten Habsburgers auf dem spanischen Thron wurde der Bruder Ludwigs XIV., Herzog Philipp von Anjou, zum spanischen König gewählt. Die gleichzeitige Kandidatur des Habsburgers Karl (des späteren Kaisers Karl VI.) war Grund genug für den von 1701 bis 1714 währenden Spanischen Erbfolgekrieg. Diese fast immerwährenden Kriege und die Bauwut Ludwig XIV. ergaben bei seinem Tode 1715 eine immense Höhe der Staatsschulden. Frankreich war bankrott. Trotzdem war auch in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts der französische Einfluss im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nicht zu unterschätzen. Eine Anzahl Herrscher mittlerer und kleiner deutscher Territorien empfingen französische Subsidien und stellten dafür Truppen zur französischen Armee. Erst 1733 – 1738 (Polnischer Erbfolgekrieg) sowie 1740 – 1748 (Österreichischer Erbfolgekrieg) war Frankreich wieder an größeren militärischen Konflikten beteiligt... Zwei Mützen aus dem II. Bataillon des 7. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 96 Blankwaffen Jens Wiesberger, Magdeburg: Im folgenden Beitrag möchte ich die Unterschiede der extrem seltenen Infanterie-Seitengewehre M./71 mit der gestempelten Jahreszahl 72 (1872) darlegen und ihre Unterscheidung in Versuchs-Seitengewehre und in frühe Serienfertigungen begründen.
In der Fachliteratur findet man folgende Angaben zum Infanterie-Gewehr M./71 und Infanterie-Seitengewehr M./71: „So wie seinerzeit in Bayern ging der endgültigen Einführung des Gewehrs ein Truppenversuch voran. […] Wilhelm Mauser schrieb seinem Bruder im November diesen Jahres [1871 – d. Verf.], daß in allen drei preußischen Gewehrfabriken die Erzeugung von je 1.000 Gewehren beabsichtigt sei, die bis zum April 1872 fertiggestellt sein sollten. Dieses Ziel wurde aber nicht erreicht, weil an den Einzelheiten der Waffe sehr zum Ärger von Wilhelm Mauser noch herumgeändert wurde […] Im Oktober 1872 erfuhr das bayerische Kriegsministerium aus Berlin, daß die Fertigung der Gewehre begonnen habe. Noch in diesem Jahr begann die probeweise Bewaffnung ausgesuchter Bataillone mit Gewehren M/71 […]“... Schusswaffen Peter Meihs, Neumünster:
Das Attentat Hinzueilende Passanten sowie zufällig vorbeimarschierende Soldaten vom I. Bataillon des 2. Garde-Regiments zu Fuß halfen den Schützen festzunehmen. Es war der 22-jährige Student Ferdinand Cohen-Blind, der in Mannheim geboren, und als Stiefsohn des badischen Revolutionärs Karl Blind in Paris, Brüssel und London in radikalrevolutionären Oppositionskreisen aufgewachsen war. Er wird als gutaussehend und intelligent beschrieben. Cohen-Blind wollte die nationale Einigung Deutschlands aber im Gegensatz zu Bismarck unter Einbeziehung Österreichs. In den süddeutschen Staaten und auch in Österreich war diese Meinung populär. Ferdinand Cohen-Blind starb am Morgen des 8. Mai in Polizeigewahrsam nachdem er sich die Halsschlagader aufgeschnitten hatte. Inwiefern es Hintermänner für dieses Attentat gegeben hat, ist unbekannt. Jedenfalls hatte er sich in Berlin in einem teuren Hotel einquartiert und der Revolver, mit dem er schoss, kostete so viel, wie ein Arbeiter in drei Wochen verdiente. Auf der anderen Seite schrieb er an seinen Stiefvater: „Schon früh tauchte der Gedanke öfter in mir auf, dass die einzige Lösung der so verwickelten Lage in Deutschland die Beseitigung Bismarcks sei. Auf der Reise jedoch überzog mich ein rechtes Schamgefühl, dass sich niemand in Deutschland findet, der den Verräter beseitigte. Es ist doch wenigstens des Probierens wert, durch das Opfer zweier Menschen viele zu retten.“ Mir tut Cohen-Blind leid. Das ganze Leben lag noch vor ihm und sein Tod war sinnlos. Auch ohne Bismarck hätte es vermutlich den Krieg zwischen Preußen und dem Vielvölkerstaat Österreich gegeben. Die Tatwaffe
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