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Die »Zeitschrift für Heereskunde« Ausgabe 467![]() Januar/März 2018 - Auszüge 2 -Andreas Bauer: Im k.u.k. Heer war es während des Ersten Weltkriegs Tradition, an der Kopfbedeckung – der Kappe – besondere Abzeichen aus Metall für Unterstellungen, wie auch zu Ereignissen zu tragen. Diese Abzeichen waren nicht offiziell, wurden aber toleriert, teils sogar zur Stärkung des Korpsgeistes gern gesehen. Die sogenannten Kappenabzeichen waren frei verkäuflich und konnten auch von Zivilisten erworben werden. Teilweise wurden sie auch in größerer Anzahl an der Kappe getragen. In Deutschland war die Sachlage anders. Das Tragen der k.u.k. Kappenabzeichen war generell verboten. Die einzigen Ausnahmen waren das Edelweißabzeichen des Alpenkorps und das Hirschgeweih des Karpathenkorps, welches ein deutscher Entwurf auf österreichischer Anregung war. Im Allgemeinen kann man sagen, dass Kappenabzeichen sowohl auf österreichisch-ungarischer als auch auf deutscher Seite in den Jahren ab 1915 an der Ost-, Balkan und Italienischen Front getragen wurden. Deutsche Soldaten befestigten sie jedoch nicht nur an der Mütze, sondern nachweislich zeitgenössischer Fotos auch am Waffenrock. Ich möchte hier nur auf die Kappenabzeichen eingehen, die (auch trotz Verbots) nachweislich von deutschen Soldaten getragen wurden oder die einen deutschen Bezug hatten (d.h. eine k.u.k.-Formation mit einem deutschen Kommandeur). 1. Abzeichen deutscher Verbände Das Edelweiß-Abzeichen
Am 12. Juni 1915 wurden 20.000 Edelweiß-Abzeichen vom k.u.k. Landesverteidigungs-Kommando Tirol an das Alpenkorps übergeben. Durch einen Korpsbefehl vom 20. Juni 1915 wurden die Abzeichen verteilt, jedoch lehnte das preußische Kriegsministerium die erbetene Tragegenehmigung zunächst ab. Der Kaiser genehmigte dann allerdings das Geschenk der Verbündeten am 5. September 1915, der bayerische König am 11. September, der württembergische am 20. September und der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin am 28. September. Diese Tragegenehmigungen galten jeweils für die entsprechenden Kontingente der deutschen Armee. Trageberechtigt waren aber nur die Soldaten, die von Juli bis Oktober 1915 in Tirol gekämpft und das Abzeichen dort auch erhalten haben. Die offizielle Bezeichnung lautete: Kämpfe in Tirol vom 28. Mai – 13. Oktober 1915. Das Abzeichen war ein stängelloses Edelweiß aus Silberblech mit sieben gleich großen Pollen, wie es bereits vom k.u.k. 14. Armeekorps mit einem Durchmesser von ungefähr 4 cm getragen wurde. Zu dieser Zeit bestand das Alpenkorps aus: bayerisches Infanterie-Leib-Regiment, Jäger-Regimenter Nr. 1 – 3, Gebirgs-MG-Abteilungen Nr. 201 – 210, Reserve-MGAbteilung Nr. 4, 3. Eskadron/ bayerisches 4.Chevaulegers-Regiment, Feldartillerie-Abteilungen Nr. 187, 203 und 204, Gebirgs-Kanonen-Abteilungen Nr. 1 und 2, Fußartillerie-Batterien Nr. 101 und 102, Pionier-Kompanien Nr. 101 und 105, bayerische Pionier-Kompanien Nr. 102 und 106, Gebirgs-Minenwerfer-Abteilungen Nr. 191, 193, 194, 269 – 272, bayerische Feldflieger-Abteilung Nr. 9 und Gebirgs-Fernsprech-Abteilung Nr. 29.5 Auf einigen Fotos tauchen auch Edelweiße mit drei großen und drei kleinen Pollen auf...
Ausrüstung – Kavallerie Wolfgang Klepzig: Mit Einführung der „Reitvorschrift“ D.V.E. Nr. 12 vom 29. Juni 1912 wurde nicht nur die Vereinheitlichung und Verbesserung der Pferdeausrüstung in Form der S-Kandare im Reichsheer durchgesetzt. Auch die Weiternutzung der Kürassierkandare – aufgrund ihrer Form auch als C-Kandare bezeichnet – wurde mit dieser Vorschrift bestimmt. Mit Ende des Ersten Weltkriegs hörte dann die Nutzung der C-Kandare als militärischer Ausrüstungsgegenstand auf – im Gegensatz zur S-Kandare. Dieser Beitrag soll als Fortsetzung des 2013 in unserer Zeitschrift erschienen Beitrags über die S-Kandare verstanden werden und beschreibt die Geschichte der C-Kandare. 1. Allgemeines Kandaren in der Form der C-Kandare gab es außer in der preußischen Armee anscheinend lediglich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der bayerischen Armee. Hier gehörte sie zur Ausrüstung der als leichte Kavallerie geltenden Chevaulegers. Zurzeit Friedrich des Großen verwendete die preußische Kavallerie die C-Kandare noch nicht. Die ersten bildlichen Nachweise sind in dem Uniformwerk von Gottlieb T. Doepler von 1805/1806 zu finden. Auffällig ist hier, dass neben den Kürassieren auch die Dragoner dieses Gebissmodell führten, wogegen die Husaren gerade Anzüge nutzten wie später bei der Kandare 88. Gemäß A.K.O. vom 1. Juli 1816 und 1. September 1817 erhielten die Dragoner ebenfalls gerade Anzüge. Es ist zu vermuten, dass der Grund zur Einführung der C-Kandare aus militärischen/ reiterlichen Erfahrungen, ähnlich derer von 1912 für die Einführung der S-Kandare, zu suchen ist. Ob nun die Feldzüge gegen Napoleon die Einführung bewirkt haben? Aus reiterlicher Erfahrung kann jedenfalls festgestellt werden, dass auch diese Kandare ein Greifen mit der Unterlippe und/ oder mit der Zunge des Pferdes nicht möglich ist. 2. Einführung und Verbreitung der C-Kandare
Leider konnte der Verfasser keine Einführungsdokumente auffinden woraus hervorgeht, wann diese Kandare konkret eingeführt wurde. Eindeutig ist auf jeden Fall, dass diese Kandarenform 1805/06 bereits eingeführt war und im Laufe des 19. und 20. Jahrhundert immer ein sichtbares Zeichen vor allem der preußischen Kürassiere blieb. Zu vermuten ist, dass die ersten Gebisse noch aus Eisen gefertigt wurden. Kürassiere und Dragoner führten den Abbildungen von Doepler nach zu urteilen auf den äußeren Kappen silberne Buckel. 1825 wurde die erste brauchbare Reitvorschrift für die preußische Kavallerie herausgegeben. Es war die „Instruction zum Reit-Unterricht“ in drei Teilen und einem Anhang. Im dritten Teil befindet sich eine Falttafel mit Gebiss-Erklärungen. Hier wird die C-Kandare erstmals beschrieben, wie sie mit geringen Änderungen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs militärisch genutzt wurde. In folgenden Truppengattungen war die C-Kandare bis Ende 1918 vorschriftsmäßig: – Regiment der Gardes du Corps: Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften 3. Vorschriftenlage 3.1. Mannschaften und Unteroffiziere Mit Einführung der „Reitvorschriften“ war die C-Kandare als militärischer Ausrüstungsgegenstand genau reglementiert. Folgende Vorschriften beziehen sich auf deren Gestaltung:...
Sammlerinformationen Rolf Selzer: Kaiser Wilhelm II. war schon durch seine Gymnasialzeit mit Cassel vertraut. Hinzu kam, dass von 1891 bis 1918 Schloss Wilhelmshöhe die Sommerresidenz der Kaiserfamilie war. Dies führte u. a. auch dazu, dass aufgrund seiner Initiative 1909 ein neuer Theaterbau – das „Hoftheater Cassel“ – entstand. Der mangelhafte Bestand an entsprechenden Waffen, Ausrüstungs- und Uniformteilen bei historischen Theateraufführungen veranlasste den Kaiser, eine größere Anzahl solcher Stücke vom Zeughaus Berlin an das Königliche Staatstheater Cassel überweisen zu lassen. Was in der Praxis bedeutete, dass dort Originalstücke neben Theaternachbildungen sowie daraus entstandene Mischformen nunmehr im später so genannten „Kasseler Fundus“ vertreten waren. Inwieweit nach 1945 auf Veranlassung der amerikanischen Militärverwaltung Requisiten anderer Theater nach Kassel kamen, ist in diesem Zusammenhang unerheblich. Diese Stücke standen, wenn die Überlieferung stimmt, mit dem Fundus in keinem Zusammenhang. Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass erst in den Nachkriegsjahren eine Inventarisierung und Stempelung dieser Stücke erfolgte. Dafür spricht auch, dass die heute auffindbaren Exponate mehrheitlich preußischer Herkunft sind. Wann genau jedoch alle diese Stücke mit Inventar stempeln ver sehen wurden, ist unklar. Ein Anhaltspunkt kann, muss aber nicht, die Schreibweise sein. Mit Beschluss des preußischen Innenministeriums vom Dezember 1926 erfolgte nämlich die Änderung der Schreibweise Cassel in Kassel. Dies spiegelt sich möglicherweise auch in den Stempeln wieder. In diesem Fall „K 2 : 9 IL 13 : 928“ (Abbildungen 1 bis 4). Hier steht das „K“ für Kassel und die „2“ für die Unterteilung Blankwaffen (1 = Ausrüstungsteile / 3 = Schusswaffen), „9“ für Säbel (die „2“ vermutlich für Seitengewehre) sowie „IL 21“ für die Inventarliste 21 mit der folgenden Nummer. Der Abstand der Zeichen zueinander sowie die verwendeten Doppelpunkte variieren zuweilen...
Blankwaffen Nachtrag zum Beitrag: „Die kurzen Seitengewehre 98 für Kavallerie im Truppenversuch von 1909“ Da jetzt ein viertes aptiertes Kavallerie-Versuchsseitengewehr in der Version Klinge mit Hohlkehle und Sägerücken aufgetaucht ist und seinen Weg in die Sammlung von Christian Mèry (Frankreich) gefunden hat, konnte dieses Seitengewehr näher untersucht werden...
Walter Meier:
In der Zeitschrift für Heereskunde Nr. 466 stellt auf Seite 206f Otto Paetzold ein Bajonett mit hölzernen Handgriff vor. Er verortet dieses als frühes preußisches Bajonett. Im letzten Absatz bittet er um Kommentare aus der Leserschaft. Dies soll hiermit geschehen. In meinem Besitz befindet sich ein ebensolches Bajonett, ein weiteres liegt im Bestand des Heimatmuseums Bückeburg vor. Die Herkunft dieser Bajonette ist eindeutig. Sie befanden sich bis Mitte der 1960er Jahre auf der Festung Wilhelmstein, stammen also aus dem Besitz des Fürstenhauses Schaumburg-Lippe. Diese Bajonette mit Holzgriff sind nach meiner Überzeugung dem Schaumburg-Lippischen Militär um 1770 zuzuordnen. Die Abmessungen dieser Bajonette stimmen ziemlich gut mit den von Rüdiger Franz angegebenen Maßen überein, weichen jedoch von dem im eingangs erwähnten Beitrag beschriebenen Bajonett ab. Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe war 1748 an die Regierung gekommen. Er begann mit einer „Aufrüstung“. Die Gründe darzulegen, würde hier zu weit führen. Vom Jahre 1749 liegt eine Lieferrechnung der Firma Splitgerber & Daun Potsdam über die Lieferung von 100 Infanterie-Gewehren mit Bajonett vor.2 Hierbei dürfte es sich sicherlich um das preußische Modell 1740 gehandelt haben...
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