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Die »Zeitschrift für Heereskunde« Ausgabe 447

Januar/März 2013 - Auszüge 1 -


Klaus Roider:
"Und schießte mit fünf Hasen-Schrot auf einmal sechs Franzosen todt"
Die auf die Wach ziehende Frau Barbara Helena Körndlein und die Nürnberger Bürgerartillerie

 

Am 16. September 1792 bot sich den Nürnbergern ein besonderes Spektakel:

"Das neust Nürnberger Stück,
so noch nicht längst’ passiert,
Ist dieß,
daß eine Frau ihr’ Wach selbst ausgeführt.
"

      Abb.:
      "Die auf die Wach ziehende Frau In der Freyen Reichs-Stadt Nürnberg
      16. Sept. 1792" [Stadtbibliothek Nürnberg, Nor. 754, 4° (6)]


Zum Verständnis müssen einige Worte über das Nürnberger Bürgermilitär verloren werden. Die Stadttore und -mauern Nürnbergs wurden durch reguläres Militär – im 18. Jahrhundert um 1.000 Köpfe stark – und bewaffnete Bürger bewacht und gegebenenfalls verteidigt. Seit 1632 waren die im Rahmen des genossenschaftlichen Verbands der Stadtbewohner dienstpflichtigen Bürger in 24 sogenannten Bürgerkompanien (dazu einige Kompanien der Vorstädte), auch unter der Bezeichnung Bürgerausschuss bekannt, organisiert. Etwa alle eineinhalb Monate hatte jeder Bürger und Haushaltsvorstand an den Stadttoren unter dem Kommando eines berufsmäßigen Wachtmeisters Wachdienst zu leisten, Pässe zu kontrollieren, Schmuggel zu verhindern und unerwünschten Besuchern den Einlass zu verwehren.

Verständlicherweise hatten die Nürnberger Bürger als gewerbetreibende Handwerker wenig Zeit und Interesse, diesen Wachdienst an den Toren in Person wahrzunehmen. Daher engagierte man sogenannte Mittelwächter, alte gebrechliche, schon mit der Aufrechterhaltung ihres Körpers voll beschäftigte Männer, wie es 1802 hieß. Sie waren aber eben auch arme Bürger, die sich auf diese Weise ihren Lebensunterhalt verdienen konnten. Mit dem Wachgeld von 15 Kreuzern war, nach kleineren Abzügen, ihr Existenzminimum gesichert.

Doch was geschah mit Witwen, die ja in der Regel den Handwerksbetrieb ihres verstorbenen Mannes weiterführten (und dies in Zeiten ohne Sozialversicherung auch mussten)? Auch sie tauchen in den Rollen der Bürgerkompanien auf, mit den Vermerken 1/3 oder 2/3: Sie hatten ein ermäßigtes Wachgeld zu bezahlen.

Aber dazu war unsere Protagonistin Barbara Helena Körndlein, Witwe des am 5. April 1792 verstorbenen Drahtziehermeisters Martin Körndlein, nicht bereit. Was dann geschah, erfahren Sie in diesem Aufsatz...


Michael Elstermann:
Die Befreiungskriege
Von Tauroggen bis zu dem Aufruf "An Mein Volk"

Januar bis März 1813 - Teil 1

 

 


Abb.:
Faksimile der letzten Seite der Konvention von Tauroggen mit den Unterschriften des preußischen Generalleutnants Yorck und des russischen Generalmajors von Diebitsch

Die Befreiungskriege jähren sich zum 200. Mal. Sie spielen auf mehreren Ebenen eine bedeutende Rolle in der deutschen Geschichte: Einerseits natürlich der militärische Konflikt, also die Befreiung Deutschlands von der französischen Vorherrschaft, die sich in dem größeren Rahmen des 6. Koalitionskrieges abspielte, wichtiger aber ist die Entstehung eines deutschen Nationalbewusstseins bzw. Nationalismus, der in der Einheit Deutschlands endete. Mit den Befreiungskriegen ging die Forderung nach politischen Reformen einher, die langfristig mehr Mitbestimmung und Teilhabe für die Bevölkerung brachte. Auch wenn sich nicht alle Wünsche nach dem Kriege schnell erfüllten und es auch wieder Schritte zurück gab, war die Entwicklung langfristig vorgezeichnet.

Für den Heereskundler liegt eine weitere Bedeutung im den Befreiungskriegen vorausgehenden Abschluss der umfangreichen Reformen, die sich in den Befreiungskriegen bewähren mussten und teilweise, wie die Wehrpflicht, bis in unsere Zeit reichen.
Dieser herausragenden Bedeutung Rechnung tragend, werden wir - beginnend mit diesem Artikel - in den folgenden Ausgaben berichten, was jeweils im selben Zeitraum vor 200 Jahren geschah und damit den Bogen von Tauroggen bis Waterloo spannen.

 

 

Abb.:
Helm für Mannschaften des preußischen Regiments der Gardes du Corps. Der 1808 eingeführte Helm wurde in seiner Grundform bis 1843 beibehalten und unterlag nur geringfügigen Veränderungen. Die gewölbten Schuppenketten wurden nach den Befreiungskriegen vorschriftsmäßig. Seit 1821 trug das nunmehrige Garde-Kürassier-Regiment ebenfalls das vorliegende Modell.
Ehemals Sammlung Klaus-Peter Merta.